DJ Holsh 

Nachgefragt DJ Holsh  
Geknipst: Nimmst du von diesen ganzen unterschiedlichen Musikrichtungen auch deine Inspiration, oder was genau beeinflusst deine Musik?

DJ Holsh: Wenn ich Musik spiele und probiere die Massen im Club auf meine Seite zu bekommen und zu begeistern, versuche ich hauptsächlich auf sie einzugehen. Da sind dann auch öfter Titel dabei, die ich persönlich gar nicht mag. Aber da muss man eben durch als DJ, denn ich bin ja sozusagen ein „Dienstleister“ und ich möchte in erster Linie die Leute zufrieden stellen. Ich versuche dann zu erreichen, dass sie einen gedanklichen Reminder haben, „Oh er hat das Lied gespielt, obwohl es normalerweise nicht so der Hit war“. Das zeigt, ich bin eigentlich offen für alles.


DJ Holsh erzählt über die Inspiration welche vom Publikum ausgeht


Geknipst: Das heißt deine Inspiration sind eigentlich die Leute, und dass, was sie dir zurückgeben?

DJ Holsh: Genau. Das ist sehr wichtig, denn man hat als DJ so viele Titel am Abend, die man versucht zu spielen, welche man aber nie alle unterbringen kann. Oft geht dann einfach mal der ein oder andere Song verloren, bis ein Gast kommt und fragt: „Kann ich mir ein Lied wünschen?“. Meistens ist es dann ein Lied, was sowieso an dem Abend gespielt würde, aber teils werden auch Songs gewünscht, bei denen man als DJ sagt „Das ist eine gute Idee, mach ich direkt“. Dann wird ein solches Lied auch sofort gespielt von mir. Das ist dann schon sehr hilfreich.


Geknipst: Wir haben jetzt noch eine kleine Off-topic-Frage: Was hältst du denn von Casting Shows?

DJ Holsh: Sowohl als auch. Ich finde diese ganzen Geschichten wie „Popstars“ und „Deutschland sucht den Superstar“ kann man größtenteils vergessen. Man sieht ja, das sind alles nur „Eintagsfliegen“: Brosis - hört man nichts mehr von, No Angels - trennen sich erst, jetzt kommen sie doch wieder zusammen, haben aber nicht mehr den Erfolg, den sie zu Anfang hatten. Monrose - Käse, auch ausgelutscht. Also man sieht was dabei raus kommt.


Geknipst: Denkst du, es wäre sinnvoller, wenn es sowas für DJs geben würde?

DJ Holsh: Auf jeden Fall! Denn im Moment schimpft sich schon jeder DJ, der drei CDs zu Hause im Schrank hat und eine Kompaktanlage besitzt. So was ist dann für die „alten Hasen“ von uns im DJ-Gewerbe sehr schlimm, denn sie betreiben Preis-Dumping damit. Ich meine, bei uns DJs ist es wirklich immer noch so, dass der Preis und die Qualität stimmen müssen. Wenn dann so ein dahergelaufener „gefährlicher“ DJ ankommt, der in irgendeiner Apfelweinkneipe auflegt, dann ist das für mich nicht wirklich ein richtiger DJ. Ein DJ ist für mich jemand, der in richtigen Clubs auflegt. Man sollte dann doch schon mal eine Art DJ Lehrgang machen, um zu lernen, wie man das DJing wirklich richtig macht.

Holsh gibt Tipps an Newcommer


Geknipst: Was wäre also deiner Meinung nach das Wichtigste, das man beim DJing beachten sollte?
Was für einen Tipp würdest du z.B. einem Newcomer geben?

DJ Holsh: Dass er seiner Linie treu bleiben sollte, aber offen ist für neue Sachen. Alles muss mit Stil ablaufen.
Ich gebe zu, wenn ich auf einer Abiparty bin, spiele ich auch manchmal einen Schlager, aber das darf dann nicht die Überhand gewinnen und es muss immer alles mit Stil ablaufen. Man kann z.B. eine „Biene Maja“ oder eine „Heidi“ spielen, aber dann muss es damit auch wieder gut sein. Bei dem Beispiel handelt es sich wohlgemerkt um das Auflegen bei einer Abiparty. Alles muss aber immer vom DJ her noch zu vertreten sein.
Einer, der in einer Apfelweinkneipe auflegt, legt den ganzen Abend vielleicht nichts anderes auf als „Biene Maja“ und „Heidi“. So was passt einfach nicht in einen Club. Von daher möchte ich nochmals betonen, es muss alles ein bisschen mit Stil und mit Niveau ablaufen.


Geknipst: Das heißt, als DJ brauchst du auch ein gewisses Feingefühl dafür, was die Leute von dir hören wollen?

DJ Holsh: Auf jeden Fall. Ich musste mir das früher immer mal anhören von gewissen Geschäftsführern oder Managern, wenn ich in einen Club komme, der um 10 Uhr aufmacht - 5 % der Leute gehen schon um 10 Uhr in einen Club - da ist nicht wirklich was los. Um 12.00 wird es ein bisschen voller und dann geht es erst los. Vorher lasse ich eine Mix-CD laufen. Und dann schwirre ich so durch den Club und setze mich in eine Ecke und beobachte, was für Leute reinkommen. Und dann schätze ich ungefähr ab, „Ok, das sind jetzt z.B. 30 % Black, das sind 60 % House und dem Rest ist es eigentlich egal, was sie hören“. Und dann gehe ich mein Programm im Kopf schon einmal durch. Und dann probiere ich die erste halbe, dreiviertel Stunde erst einmal ganz vorsichtig, wie die Leute auf die Musik reagieren, und bilde ich mir im Laufe des Abends mein Konzept, ohne dass die Leute es merken. Oder ich versuche jedenfalls es so rüberzubringen, dass die Leute es nicht merken, dass ich gerade einen Plan entwerfe. Das ist also so meine Art und Masche, mit der ich versuche auf die Leute einzugehen. Also ich sitze da nicht irgendwie faul in der Ecke rum, wenn ihr mich mal um 10 halb 11 irgendwo in einem Club seht, sondern ich arbeite und beobachte die Leute, wer wo reinkommt, und wie sie sich verhalten.
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