Griechenland - lesen, aber bitte nicht zu sehr ärgern ;) 

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Autor Griechenland - lesen, aber bitte nicht zu sehr ärgern ;)
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 02.05.2010 um 13:41 Uhr:
Ein Beschwerdebrief von Stern-Autor WALTER WÜLLENWEBER

verfasst von Albrecht, 23.03.2010, 12:28

Ein Beschwerdebrief von Stern-Autor WALTER WÜLLENWEBER

"Liebe Griechen!
Kennt Ihr das bei Euch auch, eine Tante, die einem die ganze Kindheit und Jugend hindurch
das Sparschwein füttert? Beim ersten Fahrrad, dem ersten Radio, der ersten Urlaubsreise -
immer gibt sie ein paar Scheine dazu. Und dafür verlangt sie nichts weiter als ab und zu mal
ein freundliches Dankeschön. Liebe Freunde, dies ist ein Brief von Eurer Geldtante. Keine
Angst, Ihr müsst nicht Danke sagen. Das Einzige, was wir uns wünschen, ist: Versetzt Euch
mal in unsere Lage.
Seit 1981, seit 29 Jahren, gehören wir zur selben Familie, zur EU. Kein anderes
Familienmitglied hat in dieser Zeit so viel Geld in die Gemeinschaftskasse gesteckt wie wir,
nämlich netto rund 200 Milliarden Euro. Und pro Nase hat kaum einer so viel bekommen wie
Ihr, zusammen netto fast 100 Milliarden. Rund die Hälfte also von dem, was wir in den EUTopf
gekippt haben, habt Ihr mit großer Kelle abgeschöpft. Oder anders ausgedrückt: Rein
rechnerisch haben wir Deutschen mit den Jahren jedem von Euch Griechen, vom Säugling bis
zum Greis, über 9000 Euro geschenkt. Einfach so. War doch nett, oder? Freiwillig hat wohl
noch nie ein Volk ein anderes über einen so langen Zeitraum so großzügig unterstützt Ihr seid
fürwahr unsere teuersten Freunde.
Wie es uns dabei ging, in all den Jahren, das habt Ihr nie gefragt. Ich vermute, auch heute
brennt Ihr nicht gerade darauf, etwas über unsere Sorgen zu erfahren. Ich erzähle es Euch
trotzdem: Unsere Straßen sind so löchrig wie antike Bauwerke, weil uns das Geld für die
Instandhaltung fehlt. Bibliotheken und Schwimmbäder werden geschlossen. Manche Städte
schalten nachts jede zweite Straßenlaterne aus, weil sie die Stromrechnung nicht bezahlen
können. Im Gegensatz zu Euren steigen unsere Löhne seit der Einführung des Euros praktisch
gar nicht mehr. Und jetzt sollen wir auch noch Euch Griechen retten. Die Sorgen um Euch, die
haben uns gerade noch gefehlt.
Ihr habt Euch unser Misstrauen redlich verdient: Im Sommer fackelt Ihr regelmäßig dieses
schöne Land ab, das Gott Euch geschenkt hat Und dann ruft Ihr nach unserer Feuerwehr, weil
Ihr es nicht allein gelöscht kriegt. Ihr wollt alle in den öffentlichen Dienst, aber keiner will
Steuern zahlen. Wenn auch nur ein Teil der Berichte stimmt, die wir in den vergangenen
Wochen lesen mussten, dann seid Ihr offenbar nur bereit zu arbeiten, wenn Ihr dafür
Schmiergeld bekommt. Vor allem Eure Ärzte und das Krankenhauspersonal langen kräftig zu.
Ihr betrügt Euch also gegenseitig, wo Ihr nur könnt. Das kann uns egal sein. Doch Ihr betrügt
auch uns. Seit vielen Jahren. Das ist uns nicht egal.
Ihr kassiert für mehr Olivenbäume EU-Subventionen, als in Euer Land passen. Offenbar
versteht Ihr doch was von Buchführung, denn um die Stabilitätskriterien für den Euro zu
erfüllen, habt Ihr Eure Bücher so systematisch und geschickt gefälscht, dass die Brüsseler
nichts gemerkt haben. In Wahrheit habt Ihr den Euro nie verdient. Trotz Eurer erschwindelten
Daten ist es Euch seit der Einführung des Euro noch nie gelungen, die Stabilitätskriterien zu
erfüllen. Um Eure Wirtschaft größer erscheinen zu lassen, habt Ihr Euch 2006 einen hübschen
Taschenspielertrick einfallen lassen und kurzerhand die Erlöse aus Geldwäsche,
Rauschgifthandel und Schmuggel in die jährliche Wirtschaftsleistung Eurer stolzen Nation
eingerechnet.
Über Jahrzehnte mehr Geld ausgeben, als man sich erarbeitet, wie selbstverständlich auf
Kosten von anderen zu leben, laufend betrügen und tricksen - das kann nicht ewig gut gehen.
Irgendwann bricht das Kartenhaus zusammen. Irgendwann ist jetzt. Streng genommen seid
Ihr pleite.
Macht Euch keine Illusionen. Wenn Angela Merkel verspricht, „Griechenland wird nicht allein
gelassen", dann geht es unserer Kanzlerin und uns Deutschen nicht mehr um Euch Griechen.
Unsere Sorge gilt allein unserer eigenen Zukunft Das Unglück ist nur: Wir sind an Euch
gekettet. Wenn Ihr untergeht, zieht Ihr uns mit unter Wasser. Zum Beispiel durch die 300
Milliarden Schulden, die Ihr mit den Jahren aufgetürmt habt. Rund 30 Milliarden davon
gehören den Sparern bei deutschen Banken, in Form von Staatsanleihen. Ob Ihr das jemals
zurückzahlen werdet? Euretwegen geht der Euro in die Knie. Uns droht die Inflation. Das
bedeutet: was deutsche Sparer auf dem Sparbuch oder in Lebensversicherungen für die
Zukunft zurückgelegt haben, wird immer weniger wert. Wegen Euch. Solche Gedanken sind
Euch natürlich fremd, denn sparen oder investieren ist nicht Euer Ding. Ihr haut die Euros
lieber raus. In der EU seid Ihr Griechen das Volk, das von seinem Geld den größten Anteil für
den Konsum verprasst.
Die Regierungschefs der EU haben zwar beschlossen, dass Ihr keine direkten Finanzhilfen
bekommen sollt. Erst mal. Doch Ihr braucht Hilfe. Und in der EU bedeutet Hilfe am Ende
immer Geld, genauer: unser Geld.
So langsam wird uns Deutschen klar: Zuerst mussten wir die Banken retten, jetzt müssen wir
Euch Griechen retten und schließlich alle Länder mit einer Schweinewirtschaft -die „PIIGS",
Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien. Ein Staatsbankrott eines dieser Länder, darin
sind sich die Experten ausnahmsweise einig, wäre eine Tragödie, die selbst die Bankenkrise
wie ein Lustspiel erscheinen ließe.
Kluge deutsche Staatsrechtler haben schon vor der Einführung des Euro gewarnt: Die
Wirtschaftsunion kann ohne die politische Union nicht funktionieren. Sie hatten recht. Jetzt
erkennen wir das dramatische Demokratie-Defizit. Wir Deutschen sind von den
Entscheidungen der Regierung Griechenlands abhängig. Aber wir können sie nicht wählen.
Ihr Griechen könnt sie wählen, aber Ihr habt ganz andere Interessen. Wir wollen, dass Euer
Ministerpräsident Georgios Papandreou sein Sparprogramm durchzieht. Mindestens. Besser
wär's, wenn er beim Reformieren noch einen Zahn zulegte. Aber Ihr wollt das ganz
offensichtlich nicht. Ihr macht, was Ihr immer macht: Ihr streikt. Letzte Woche der öffentliche
Dienst, nächste Woche alle, Generalstreik. Liebe, teure Griechen, wenn Ihr nächste Woche
auf die Straße geht, dann streikt, dann demonstriert, dann protestiert Ihr nicht gegen Eure
Regierung, sondern gegen uns. Dem Zorro, der Euch stets gerettet hat und weiter retten soll,
dem versetzt Ihr einen Tritt zwischen die Knie.
Liebe griechische Finanzbeamte, geht nächste Woche bitte nicht streiken, sondern treibt
endlich mal die Steuern Eurer Millionäre ein, von denen Ihr bislang fürs Wegschauen so
fürstlich entlohnt werdet.
Liebe griechische Ärzte, geht nächste Woche bitte nicht streiken, sondern behandelt Eure
Patienten. Von jetzt an, ohne vorher um einen Geldumschlag zu bitten. Und dann versteuert
einfach Euer Einkommen. Ja, dann könnt Ihr Euch den nächsten Porsche erst ein Jahr später
bestellen. Ihr werdet es überleben.
Liebe Rentner Griechenlands, wenn bei uns jemand sein ganzes Leben lang gearbeitet hat,
bekommt er nicht mal 40 Prozent seines durchschnittlichen Einkommens als Rente. Damit
sind wir auf dem viertletzten Platz der OECD-Länder. Und wer ist auf Platz eins? Richtig: Ihr.
Über 95 Prozent Eures durchschnittlichen Einkommens gönnt Ihr Euch als Rente. Um das
hinzukriegen, greift Ihr wieder in die Trickkiste: Ihr bezieht einfach die Rentenhöhe nicht aufs
ganze Leben, sondern nur auf die letzten drei bis fünf Arbeitsjahre. Darum ist es bei Euch
üblich, dass der Arbeitgeber den Lohn am Ende noch mal kräftig erhöht Von dem Geld, mit
dem wir Euch fast 30 Jahre lang gesponsert haben, gönnt Ihr Euch eine komfortablere
Altersversorgung, als wir uns leisten können. Findet Ihr das gerecht? Also, liebe Rentner in
Griechenland: Ihr seid die Generation, die diese Misere verursacht hat. Jetzt haltet mal die
Füße still, geht nicht demonstrieren, und lasst Eure Regierung die Sparpläne durchziehen.
Und, liebe Bürger Griechenlands, redet Euch nicht damit heraus, Eure Politiker seien allein
schuld an der Katastrophe. Ihr habt doch die Demokratie erfunden und solltet wissen, dass
Ihr, das Volk, regiert und damit verantwortlich seid. Niemand zwingt Euch, Steuern zu
hinterziehen, Schmiergelder anzunehmen, gegen jede vernünftige Politik zu streiken und
korrupte Politiker zu wählen. Politiker sind Populisten. Die machen genau, was Ihr wollt.
Sicher werdet Ihr jetzt einwenden: Ihr Deutschen, Ihr seid doch auch nicht viel besser. Stimmt.
Ein Rentensystem, dem kaum einer noch traut, Beamtenpensionen, von denen niemand weiß,
wie sie in der Zukunft bezahlt werden sollen, ein Steuersystem, das so aussieht, als hätten
erfahrene Hinterzieher es sich ausgedacht, und vor allem ein Schuldenberg, der irgendwann
ins Rutschen gerät und alles unter sich begräbt -genau diese Probleme haben wir auch. Und
Ihr seid uns auf diesem Pfad der Untugend nicht so weit voraus, wie viele glauben.
Früher habt Ihr Griechen uns den Weg gewiesen, habt der Welt die Demokratie, die
Philosophie und das erste Verständnis für Nationalökonomie beigebracht. Jetzt weist Ihr uns
wieder den Weg. Nur ist es diesmal der Irrweg. Da, wo Ihr seid, geht's nicht weiter.

Herzliche Grüße,
Walter Wüllenweber

PS: Meldet Euch doch mal! Über eine Antwort würden wir uns freuen

[ http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php... ]
Val



33 Jahre
männlich
von Val am 02.05.2010 um 14:35 Uhr:
:god:
gelöschter
Benutzer
von am 02.05.2010 um 14:48 Uhr:
Der Text trifft es wirklich sehr gut!

Aber was soll man machen - ändern kann man es leider nicht!
Thooomy



35 Jahre
männlich
von Thooomy am 02.05.2010 um 15:16 Uhr:
Sehr einseitig und populistisch. Die volkswirtschaftlichen Realitäten - beispielsweise, dass keine Volkswirtschaft mehr vom europäischen Binnenhandel profitiert wie Deutschland - werden (auf Stern-typische Art) nicht thematisiert.
Halolo



33 Jahre
männlich
von Halolo am 02.05.2010 um 15:19 Uhr:
Absolut unpassend dieser Brief. Kaum zu glauben, dass dieser Text von einem halbwegs qualifizierten Redakteur verfasst worden ist. Als ob eine solche Volkshetze etwas bringen würde. Unverantwortlich, unpassend und (an manchen Stellen) fehlerhaft.
gelöschter
Benutzer
von am 02.05.2010 um 16:25 Uhr:
Dann liefer mir bitte mal die Erklärung dafür, dass griechische Beamte mit 14 Monatsgehältern + Sonderzahlungen, Rente ab 50 und und und auf die Straße gehen und gegen Sparpläne protestieren, gleichzeitig aber die EU fordern, gegen eine drohende Staatspleite vorzugehen und Hilfestellung zu leisten.

Alle Experten sind sich einig, die Griechen haben einen unbezahlbaren, aufgeblasenen Beamten- und Rentenapparat, und in der Vergangenheit wurden Bilanzen jeglicher Art auf mehr oder weniger üble Art und Weise geschönt, um in der EU gut da zu stehen.

Ich sehe den Text nicht als Kritik an der Zugehörigkeit Deutschlands zur EU, die zweifelsohne mehr einbringt also kostet - wie schon gesagt, kein anderes Land profitiert mehr vom freien Binnenmarkt als Deutschland!
Klar, die Kritik am Euro ist etwas überzogen, schließlich war Kohl damals der treibende Motor, was die Einführung des Euros angeht, und die Konvergenzkriterien sind quasi ein deutsches Diktat.
Diese Kriterien wurden von den Griechen allerdings nur durch "Lügen" eingehalten, sie hätte nie und nimmer den Euro bekommen dürfen...

Somit ist die Kritik an den Griechen, die sich sehr undankbar zeigen, mehr als gerechtfertigt, auch wenn die Formulierung etwas überzogen ist ;-)
Thooomy



35 Jahre
männlich
von Thooomy am 02.05.2010 um 16:45 Uhr:
Ich kenne niemanden, der ernsthaft bestreitet, dass der griechische Staatsapparat ineffektiv, aufgebläht, und korrupt ist. Weitergehend bestreitet niemand, dass die Streikkultur der Griechen unangebracht, irrational und wenig sinnstiftend sind.

Dennoch bleibt aufzuklären:
Warum ist es so leicht die EU mit geschönte Bilanzen hinters Licht zu führen?
Warum wird ein deutscher Steuerzahler besser kontrolliert als ein kompletter Euro-Staat?
Warum fordert ein deutscher Journalist, und offensichtlich auch du, Dankbarkeit von anderen Völkern dafür, dass hinter unseren Zahlungen an die EU ebenfalls reine wirtschaftliche Interessen stecken?

Und am wichtigsten: Warum muss man immer wieder ganze Völker verantwortlich zeichnen für systematisiertes Missmanagement? Wüllenweber versucht ein ganzes Volk zu diskreditieren - polemisch, herabsetzend und unverantwortlich.
Sowas ist deutscher Journalismus. Ich habe mehr Grund mich für solche Texte zu schämen als die Griechen für verfehlte Haushaltspolitik.
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 03.05.2010 um 08:01 Uhr:
ebenfalls:
http://blog.klabusterbeere.nl/2010/05/03/hellas...
LaBomba



35 Jahre
männlich
von LaBomba am 03.05.2010 um 08:14 Uhr:
finde den text gut! :top:
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 03.05.2010 um 08:44 Uhr:
sicherlich, der text ist etwas "plakativ".
aber das thema wird direkt und ohne politisches fachchinesisch auf den punkt gebracht und das griechische volk wird bewusst in die pflicht genommen.
das sie "selbst dran schuld" sind, ist unumstritten.
die krönung sind freilich die streiks der griechen. ich wüsste gerne mal wie man in so ein märchendenken abrutschen kann.
jeder grundschüler mit halbwegs menschenverstand sollte doch wissen, das so ein system _irgendwann_ mal kollabiert.

gut - thomas' fragen sind berechtigt.
wie haben es die griechen geschafft, sich in die EU zu lügen? warum ist das NIE aufgefallen?
die zahlungen deutschlands als rein wirtschaftliches interesse? ich sehe hier eher einen "zwang" der durch die (mittlerweile) verdammte EU.
hier ist leider ein "nö, die sollen sehen wie sie da raus kommen" nicht möglich.

warum man hier ein ganzes volk anprangert:
die politiker sind gewählt worden, die politiker haben es verbockt.
das volk wählt die politiker, die politiker "haushalten" - volk&regierung.
das volk streikt und protestiert. und wenn man die zahlen liest und die bilder sieht, die große zahl der menschen ... dann kann man denke ich schon vom "volk" reden.

und noch eine kleine meinung von mir:
in der wahlkampfperiode vor dem deutschen eintritt in die EU oder deren gründung gab es einige parteien die sich offen GEGEN eine mitgliedschaft in der EU ausgesprochen haben.
ich kann es durchaus nachvollziehen. ob es damals weitsicht oder schlicht populismus war lassen wir mal dahin gestellt...
Hessi James



36 Jahre
männlich
von Hessi James am 03.05.2010 um 09:12 Uhr:
Meine Meinung:

Für solche Fälle sollten EU-Gesetze entwickelt werden, die die Möglichkeit aufbietet, in finanziellen Notfällen, wie sie gerade auftreten, die Haushaltspolitik der havarierenden Staaten zu übernehmen.

Und damit das Geschrei nicht gleich losgeht:
Es hängen nunmal viele Staaten am wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg eines Landes. Die Bevölkerung leidet im Endeffek darunter, aber wer garantiert, dass die Gelder, die jetzt gerade in Griechenland gesteckt werden, auch darin investiert werden? Sicher, die EU hat jetzt besonderes Augenmerk auf Griechenland, aber garantiert uns jemand, dass 100 milliarden oder wieviel es am Ende sein werden, auch in die Wirtschaft, in die Stabilisierung gesteckt werden? Ich denke nicht 100%ig.

Es sollten, gerade jetzt, Reformvorschläge gemacht werden. Rigorose Zusammenstreichungen der Renten und Beamtenleistungen. Wie im Text so wunderschön dargelegt werden, sind 95% des Durchschnittsgehalts als Rente nicht gerechtfertigt.

Wer Hilfe annimmt, der hat auch zurückzustecken. Wenn man fällt, muss man aufstehen. Wenn man die Hand gereicht bekommt, muss man sie nehmen und nicht ziehen und zerren, bis am Ende der Hilfeleistende auch im Sumpf steckt.

Danke fürs Lesen, ich warte aufs Geschrei...
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 03.05.2010 um 09:19 Uhr:
einige der sparmaßnahmen sind hier dargelegt:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenlan...

für die griechen sind das zum teil, leider nur zum teil, einige einschnitte.
wenn man bedenkt, wie es dort bis jetzt gewesen ist, dann sollten die änderungen noch viel drastischer sein.
das 13. und 14. monatsgehalt müsste komplett für alle gestrichen werden - und nicht nur hier und da gekürzt!

was man auch erwähnen sollte ... im vergleich zu deutschland ist es für uns deutsche ein schlag ins gesicht.

ein anderer punkt ist ... wie soll ein land wie griechenland DAS defizit wieder aufarbeiten?
Hessi James



36 Jahre
männlich
von Hessi James am 03.05.2010 um 09:31 Uhr:
durch strikte Bestimmungen, wofür Gelder ausgegeben werden dürfen.
DURCH die EU !
Hessi James



36 Jahre
männlich
von Hessi James am 03.05.2010 um 09:56 Uhr:
Euro wegnehmen wär auch nich sooo schlecht
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 03.05.2010 um 10:25 Uhr:
naja, ausgaben reglementieren ist ja nicht so schwer. aber wie soll ein staat, der ausser "wein, ouzo und tourismus" nicht hat, große gewinne einfahren?
die ganzen schweinestaaten (herrliches wort lol ) haben das problem, das sie keine besonders dollen exporte haben.
Hessi James



36 Jahre
männlich
von Hessi James am 03.05.2010 um 10:40 Uhr:
aja schon bitter... aber kannst ja nicht jahrzehntelang nen ganzen Staat mitschleifen
Lordares



42 Jahre
männlich
von Lordares am 03.05.2010 um 10:53 Uhr:
darauf wirds hinauslaufen --> EU
Eyeless



38 Jahre
männlich
von Eyeless am 03.05.2010 um 11:00 Uhr:
Ein anderer Ansatz wäre, dass wir Deutschen uns einfach noch viel mehr verschulden.

Doppelter Lohn für alle, keine Steuern mehr, 17. Jahresgehälter, 128 Tage im Jahr Streik und dann lassen wir uns ma von der EU ausm Dreck ziehen :)

Knall_Kopp



36 Jahre
männlich
von Knall_Kopp am 03.05.2010 um 12:48 Uhr:
Teil II

Liebe Griechen!

Das geht Euch sicher nicht anders als uns Deutschen: Wenn wir an die Europäische Union denken, dann erscheint vor unserem inneren Auge diese verwirrende Maschinerie in Brüssel, in der bestbezahlte Bürokraten zusammen mit in der Heimat aussortierten Politikern laufend nervige Regeln produzieren. So habe ich das bisher gesehen. Doch plötzlich habe ich ein ganz anderes Bild von Europa und der EU. Das habe ich Euch zu verdanken.

Angefangen hat alles mit einem Brief an Euch Griechen, den ich vor einigen Wochen im stern geschrieben habe. Ich muss zugeben: Da standen heftige Vorwürfe drin. Und Ihr habt geantwortet, dass mein E-Mail-Briefkasten noch immer überläuft. Der Streit, der nun seit Wochen zwischen Deutschen und Griechen tobt, ist wild und voller Emotionen, aber er ist notwendig und vor allem: Es ist ein wirklich fruchtbarer Streit. Und seitdem ist die EU für mich nicht mehr nur ein Paragrafengebirge. Mit dem Streit zwischen Euch Griechen und uns Deutschen hat Europa für mich erst so richtig angefangen.

Bisher war es doch so: Wenn Griechen und Deutsche etwas miteinander zu besprechen haben, dann treffen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Wir Bürger sind dabei nur Zuschauer. Vor dem Fernseher. Jetzt, in dieser Krise, haben wir Bürger endlich begonnen, alleine, ohne unsere Regierungschefs, miteinander zu sprechen. Die deutsch-griechische Debatte ist der Beginn einer echten, europäischen Öffentlichkeit.

Dabei zeigt sich: Streiten ist besser als schweigen. Die endlich ausgesprochenen Vorwürfe bringen uns tatsächlich weiter. Beide.

Natürlich hat die Auseinandersetzung auch weh getan. Wenn wir Euch vorwerfen, korrupt zu sein und den Rest Europas zu betrügen, klar, das macht Euch keine gute Laune. Und wenn anonyme Briefeschreiber mir anbieten, mich zu Gyros zu verarbeiten, oder griechische Zeitungen die Gold-Else auf der Berliner Siegessäule mit Hakenkreuz zeigen, da muss ich schon schlucken. Doch insgesamt habe ich viel von Euch gelernt: Dass deutsche Handelsketten wie Lidl oder Saturn Griechenland erobert haben, und somit deutsche Unternehmen aktiv die von mir kritisierte, griechischen Wirtschaft mitgestalten, davon hatte ich keine Ahnung.

Und ich wusste auch nicht, wie gigantisch die deutsche Waffenindustrie an Euch verdient. Allein 13 Prozent aller deutschen Waffenexporte gehen nach Griechenland. Ihr kauft so viele unserer Panzer und Knarren, weil Ihr Euch von unserem Nato-Verbündeten Türkei bedroht fühlt. Und wer liefert die Waffen an die Türkei? Wieder wir Deutschen. Die deutsche Rüstungsindustrie ist also Profiteur eines Konfliktes, den die große Mehrheit der deutschen Bürger für überflüssig hält. Ich muss zugeben: In dieser Frage habt Ihr Griechen ein gutes Argument auf Eurer Seite.

In meinem Brief hatte ich das Gefühl der Ohnmacht von uns Deutschen geschildert, weil auch unsere wirtschaftliche Stabilität von den Entscheidungen Eurer Regierung abhängig sind. Einer Regierung, die wir nicht wählen können. Doch die öffentliche Debatte in Deutschland ist in Griechenland nicht ohne Wirkung geblieben. Sie hat Euch Griechen noch mehr dazu gezwungen, Euch den Problemen zu stellen. Ich behaupte: Der Protest von uns Deutschen erleichtert es Eurer Regierung, die notwendigen, harten Sparmaßnahmen durchzuziehen. Es gibt also nicht nur eine neue Öffentlichkeit in Europa. Sie wirkt sogar.

Natürlich müsst Ihr Griechen das als Einmischung in Eure inneren Angelegenheiten empfinden. Denn genau das ist es auch. Die deutsche Öffentlichkeit hat sich in Fragen eingemischt, die in Griechenland entschieden werden müssen. Ist das überhaupt zulässig? Als junger Reporter habe ich aus dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien berichtet. Selbst bei schlimmsten Verletzungen der Menschenrechte war es damals völkerrechtlich verboten, sich in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates einzumischen. In diesem Punkt wurde das Völkerrecht inzwischen geändert. Doch in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sind die Staaten weiterhin vollständig souverän.

Griechische Wirtschaftspolitik ist inzwischen auch deutsche.

Theoretisch. In der Realität haben sich in der Globalisierung die Wirtschaften der Länder so eng, so untrennbar miteinander verflochten, dass die Entscheidungen der Regierung eines Landes unvermeidliche Folgen für die Wirtschaft und damit das Leben der Menschen in einem anderen Land auslöst. In der EU ist diese Wirkung noch stärker und unmittelbarer. Die Wirtschaftspolitik der Regierung Papandreou ist also immer auch eine Einmischung in die deutsche Wirtschaft, obwohl sie das nicht beabsichtigt.

Und darum ist es absolut verständlich und legitim, dass sich die deutsche Öffentlichkeit und die deutschen Bürger in die politischen Entscheidungen Griechenlands einmischen. Und umgekehrt!

Und genau das ist es, was ich in den letzten Wochen bei unserem Streit gelernt habe: In der EU gibt es keine inneren Angelegenheiten mehr.

Herzliche Grüße

Walter Wüllenweber
gelöschter
Benutzer
von am 03.05.2010 um 18:27 Uhr:
Man hätte es bei der EU von 1973 belassen sollen...

Bald dürfen wir Kroatien, Moldawien, Albanien, die Ukraine sw. in der EU begrüßen... was das für den deutschen Steuerzahler heißt, kann sich jeder selbst vorstellen ;)
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