Lordares
43 Jahre
männlich |
von Lordares am 22.02.2006 um 08:46 Uhr:
Zum lesen & schmunzeln:
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"2002: Als beste Künstler werden Madonna, Herbert Grönemeyer,
Tom Jones, Cher, und Santana ausgezeichnet. Zu den Top-Hits gehören
Westlife mit "Uptown Girl", die No Angels mit "All Cried Out",
Kelly Osbourne mit "Papa Don`t Preach", Madonna mit "American Pie".
Die Musikindustrie erfährt zum ersten Mal nach einer langen
Boomzeit einen Umsatzrückgang. Als Hauptursachen macht sie das in Mode gekommene Kopieren von CDs und das Tauschen von Musikdateien im Internet verantwortlich. Um den Kids klar zu machen, daß das
Kopieren von Musik letzendlich die Künstler schädigt, startet die
Industrie die Kampagne "Copying Music is Killing Music".
2003: Die Musikindustrie zeichnet Herbert Grönemeyer, Nena, Kim
Wilde, Ozzy Osbourne und Metallica als beste Künstler aus. Das
Album Nr. 1 ist Nena mit Remixen ihrer größten Hits. In den
Hitparaden finden sich neben Alexander, Juliette und Daniel K. auch
Jeanette Biedermann mit "Rock my Life", das stark nach Roxette klingt.
Weiterhin gehören Lichtenfels mit "Sounds like a Melody",
Outlandish mit "Aicha", Kraftwerk mit "Tour de France 2003", KCPK mit "We will Rock You" und Murphy Brown mit "Axel F 2003" und Culture Beat mit "Mr. Vain Recall" zu den Tophits.
Die meisten CDs haben Kopierschutz. Seit August ist das Kopieren
kopiergeschützter CDs verboten, ebenso das Herunterladen von Musik
aus dem Internet. Der Umsatz der Musikindustrie geht um weitere
15% zurück, besonders betroffen Hit-Kompilationen mit 47%.
2004: Die Musikindustrie zeichnet Herbert Grönemeyer, Marius
Müller-Westernhagen, DJ Bobo, Marianne Faithfull und Pur aus.
In den Charts stehen das Hollywood Dance Project mit "Relax Reloaded",
Kajagoogoo mit "Too Shy 2004", Nena mit "Haus der 2004 Sonnen"
und Nico W aus "GZSZ" mit "Ich vermiß Dich wie die Hölle" lange
Zeit ganz oben.
Mit Hilfe einer automatisierten Sauger-Suche kann die
Musikindustrie alle Nutzer von Tauschbörsen ausfindig machen. Fünf Millionen Haushalte in Deutschland erhalten daraufhin Post des Münchner
Anwalts G., der ultimativ die Unterzeichnung einer
Unterlassungserklärung einfordert und die Erstattung von Auslagen über 583,74 Euro.
Die Tauschbörsen brechen zusammen. Die Hälfte aller T-DSL-Anschlüsse
wird gekündigt. Der Umsatz der Musikindustrie geht um weitere
10% zurück.
2005: Es werden Herbert Grönemeyer, Tom Jones, die Supremes, Suzi
Quatro und Elvis Presley als Künstler des Jahres ausgezeichnet,
dazu Status Quo mit dem Innovationspreis des Musiker-Managements.
Die Charts führen an Peter Maffay mit "So bist Du 2005", Roberto
Blanco mit "Ein bißchen Spaß muß wieder mal sein" und Zarah Leander
mit "Ich weiß, auch 2005 wird ein Wunder gescheh`n."
Der Umsatz der Musikindustrie schrumpft erneut um 50%.
Die Trend-Scouts entdecken, daß unter den Jugendlichen 60er-
70er- 80er und 90er- Revivals in sind. Sie treffen sich zu
FlowerPower-, Disco-, New Wave- und Rave-Parties und hören die CDs ihrer Eltern.
Original-CDs und LPs der vergangenen vier Jahrzehnte werden
verstärkt bei Ebay gehandelt. Es wird vermutet, daß die Kids die CD
erwerben, kopieren und dann weiterverkaufen. Das ist legal, da die alten
CDs keinen Kopierschutz haben und nur Originale angeboten werden.
2006: Die Musikindustrie bringt ein neues Tonträgerformat
heraus: Die "Smart CD". Sie benötigt spezielle Abspielgeräte mit
Internet-Anschluß. Die Smart-CDs lassen sich nur abspielen,
nachdem vorher eine Lizenz über das Internet gekauft wurde. Lizenzen
gibt es nur noch temporär, es ist nicht mehr möglich, ein Musikstück
"für immer " zu erwerben. Dafür werden die "Smart-CD"-Spieler im
Bundle mit einem Musik-Abo für einen Euro angeboten.
Als erfolgreichste Künstler werden Herbert Grönemeyer, die
Scorpions, Mark Oh, Oli P. und Peter Kraus ausgezeichnet. Die Charts
werden beherrscht durch Songs wie "Flugzeuge im Bauch Ultimate
Edition" mit Herbert Grönemeyer, Oli P. und Xavier Naidoo, "You Keep Me
Hanging On" mit den Supremes, Kim Wilde und Sinema sowie "Anyplace,
anywhere, whatever" von Nena, Kim Wilde und Jan Delay.
Aus Anlaß der Fußball-WM wird mit großem Marketing-Aufwand eine
neue Latino-Salsa-Welle propagiert, mit Carlos Santana und Richie
Valens ("La Bamba World Cup 2006 Mousse T. Remix") als Galionsfiguren.
Obwohl Brasilien zum sechsten Mal Weltmeister wird, hat die
Welle nur mäßigen Erfolg.
Der Absatz der Musikindustrie sinkt weiter.
2007: Mit Hinweis auf die vielen bedrohten Arbeitsplätze setzt
die Musik-Lobby ein Gesetz durch, nachdem der Rückruf einmal
erteilter Lizenzen möglich ist. Prompt widerruft die Industrie alle
bisher erteilten Lizenzen auf nicht kopiergeschützte Tonträger. Damit
werden alle älteren CDs und alle LPs illegal, ebenso Plattenspieler
und CD-Spieler, die nicht dem "Smart CD" Standard entsprechen. Im
Austausch für ihre Original-CDs bietet die Industrie
CD-Besitzern eine Einjahreslizenz für die auf der CD vorhandene Musik an.
Nach einer erneuten Abmahnwelle der Kanzlei G. aus M. bricht
der Tonträgerhandel über eBay zusammen.
Auf die Veröffentlichung von Charts und die Auszeichnung von
Künstlern wird verzichtet. Zunächst einmal müssen die
Lagerbestände an CDs abverkauft werden.
2008: Musik wird in Deutschland nur noch im Radio oder bei
Konzerten gehört. Das Radio verliert aber an Popularität, seit die
Industrie die Sender zwingt, nur noch neueste Produktionen zu spielen
und über diese drüberzusprechen, damit das Aufnehmen mit Tapedecks
verhindert wird. Konzerte sind fast unbezahlbar geworden, da das
gesamte Management von den Eintrittspreisen mitbezahlt werden muß.
Dagegen häufen sich die sogenannten "Open Jams", spontane
Zusammenschlüsse von Hobby-Musikern, die auf öffentlichen
Plätzen mit Gitarre, kleinem Schagzeug, Keyboard, Saxophon etc. Musik
spielen und von begeisterten Zuhörern gefeiert werden.
2009: Die Musiklobby setzt beim Gesetzgeber das Verbot
öffentlicher und privater Performance urheberrechtlich geschützen
Materials durch. Musikinstrumente werden mit einer Urheber-Abgabe belegt,
da man ja eine Gitarre etwa zum Raub-Abspielen von Stones-Songs mißbrauchen
kann. "Making music is killing music" lautet die begleitende Kampagne,
die den Leuten Unrechtsbewußtsein beibringen soll.
2010: Um Arbeitsplätze bei Musikern zu schützen, wird
Musikunterricht rationiert: Es dürfen nur noch so viele Nachwuchsmusiker
ausgebildet werden, wie der Markt braucht. Da dieser schneller schrumpft
als die Musiker wegsterben, bedeutet das faktisch ein Verbot des
Musikunterrichts. Hunderte Musikschulen werden geschlossen.
2011: Sarah Connor versucht mit "Terminate Me" einen neuen,
nicht gecoverten Song herauszubringen, wird aber dafür von den
Anwälten der Musikrechteinhaber verklagt, die es nicht erlauben, daß
neue Urheber am kleiner werdenden Kuchen mitverdienen wollen.
"Composing music is killing music" heißt das Schlagwort der Inhaber alter Rechte.
Sarah Connor gewinnt den Rechtsstreit, wird aber kurz darauf unter
mysteriösen Umständen ermordet aufgefunden. Von nun an traut
sich niemand mehr, neue Songs zu schreiben.
2012: Die Eltern des 6-jährigen Wolfgang Amadeus Moherb, des
"Jugend-musiziert"-Siegers, werden zu 150.000 Euro
Schadenersatz an die Musikindustrie verurteilt, weil sich herausgestellt hat,
daß ihr Kind erst seit eineinhalb Jahren musiziert, also nach dem
Inkrafttreten der Unterrichts-Rationierung. Seine Lehrerin, die
Violinistin Anne-Sophie Mutter, entzieht sich einer
Gefängnisstrafe durch Flucht in den Irak, dem einzigen Land, das nicht unter
Kontrolle der westlichen Wertegemeinschaft und damit der Musikindustrie ist.
2020: Nahezu jede tonliche Äußerung, darunter Motorgeräusche,
Trittschall, Türschließgeräusche und gesprochenes Wort, sind
unter urheberrechtlichen Schutz gefallen. Eine Tür zumachen darf
quasi nur noch, wer nachweisen kann, daß der dabei erzeugte Schall nicht
dem von Porsche patentierten ähnelt. Die einzigen lizenzfreien
Worte sind "der", "die", "das", "und" und "hallo". Die Gespräche von
Menschen, die sich das "Deutsche Sprache Abo" nicht leisten können, sind
daher fast unverständlich geworden. Überhaupt ist es sehr still
geworden, da fast jede Schallerzeugung das Risiko einer Abmahnung durch
den Münchner Justizkonzern G. und Söhne mit sich bringt.
Die Anwälte der Ton und Schall Industrie-Gemeinschaft machen
Jagd auf Park- und Waldbesitzer, die in ihren Anwesen das illegale
Singen von *piep* red.: "Beischlaf haben" dulden.
2050: Europa und die USA sind in einem Handstreich vom Irak
eingenommen worden. Die Iraker brauchten nur einen einzigen
Muezzin, um die halbe Streitmacht der Westmächte auszuschalten, die
sich, an Schall nicht mehr gewöhnt, mit zugehaltenen Ohren am Boden
wälzte. Die andere Hälfte und die zivile Bevölkerung wurden dadurch
gewonnen, daß man ihnen Kinderlieder vorsang. Die Menschen fingen an zu
weinen und den Invasoren auf Knien zu danken, für diese neue und
wunderbare Gabe, die sie so lange vermißt hatten. Seither ist der Islam
die größte Weltreligion und das Reich Allahs unter der weisen
Herrschaft des Kalifen von Washington schwingt sich auf zu neuer Blüte."
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